Erfahrungsbericht Sonja Fresemann (2017)
„Fragen einer Praktikantin“
Zurzeit studiere ich im 6. Semester Sozialpädagogik an der Technischen Universität Dresden. Schon vor Beginn meines Praktikums, im Oktober 2016, stellte ich mir sehr viele Fragen. Ich machte mir Gedanken darüber, ob ich es schaffen würde, mein theoretisches Wissen in der Praxis richtig anzuwenden, ob ich über das nötige Wissen verfüge, um mit Suchtkranken zu arbeiten und wie die Patienten mir gegenübertreten werden.
Schon vor meinem Studium der Sozialen Arbeit interessierte ich mich für das Thema „Sucht“. Während des Praktikums merkte ich jedoch, dass dies der Bereich ist, für den ich mich nicht nur interessiere, sondern in dem ich nach meinem Studium auch tätig sein möchte.
In den ersten Wochen meines Praktikums hatte ich Bedenken, ob ich einen guten Theorie – Praxis – Bezug herstellen könnte und den Zugang zu Patienten unterschiedlichen Alters finden würde. Meine Sorgen waren jedoch unbegründet. Ich glaube, dass ich es schaffte, urteilsfrei mit den Abhängigkeitskranken zu arbeiten. Zudem konnte ich zu den meisten Patienten während der Gespräche einen guten Zugang finden. Sie vertrauten mir viel an, dabei schaffte ich es jedoch auch, die nötige Distanz zu wahren. Anfangs musste ich mir nicht nur sehr viel Wissen aneignen, sondern auch an meiner Psychohygiene arbeiten. Dies gelang mir dann nach wenigen Wochen auch gut. Ich versuchte, stets für die Patienten und ihre Sorgen da zu sein, ihnen zu helfen und auch gemeinsam mit anderen Berufsgruppen Lösungsmöglichkeiten zu finden. Dabei fühlte ich mich als Teil des multiprofessionellen Teams und arbeitete gerne mit den Ärzten, Pflegern, Psychologen und Ergotherapeuten zusammen.
Ich habe viele Patienten und ihre Lebensgeschichten kennengelernt, gelernt, verschiedene Interventionsmöglichkeiten, zugeschnitten auf den jeweiligen Einzelfall, in der Praxis anzuwenden sowie Gespräche mit Patienten unterschiedlichen Alters zu führen. Besonders die Gruppengespräche machten mir Spaß, auch als ich diese dann selbständig anleiten durfte. Zudem half es mir sehr, dass ich in der 2. Hälfte meines Praktikums selbständig arbeiten durfte und meinen Mentor vertrat, während dieser im Urlaub war. Ich empfand dieses Vertrauen mir gegenüber nicht als selbstverständlich. Ich konnte mich in dieser Zeit ausprobieren und sehen, ob ich auch ohne Anleitung Fälle und Probleme lösen kann.
Die Patienten und ihre Nöte standen immer an erster Stelle. Da das Thema Sucht komplex ist und mit vielen sozialen und gesundheitlichen Problemlagen der Patienten verbunden ist, waren einige Fälle auch schwierig und traurig für mich. Ich musste vor allem zu Beginn des Praktikums lernen, mit diesen Situationen umzugehen. Dabei half mir der Austausch mit den Mitarbeitern.
Mein Praktikum im Bereich Sucht war meiner Meinung nach sehr gelungen. Ich hatte Freude an der Arbeit, wurde gut angeleitet und habe viel gelernt. Da ich dieses Praktikum absolviert habe, würde ich mir zutrauen, nach meinem Studium im Bereich der Sucht zu arbeiten. Es hat mir sehr geholfen, dass mein Praxisanleiter, Herr Lutz Hanspach, geduldig war und Verständnis für kleine Fehler hatte. Ich konnte jederzeit Fragen stellen und bekam regelmäßig ein Feedback zu meiner Arbeit. Dies war meist positiv. Ich war jedoch auch für die konstruktive Kritik dankbar, da ich dadurch wusste, an welchen Bereichen ich noch arbeiten sollte. An dieser Stelle möchte ich mich bei meinem Praxisanleiter und den Mitarbeitern im Bereich Sucht bedanken. Als ich nach dem 6monatigen Praktikum das Gefühl hatte, mich richtig eingearbeitet zu haben, musste ich auch wieder gehen. Das Praktikum wird mir jedoch in guter Erinnerung bleiben.
Sonja Fresemann, 2017