Ergotherapie
"Ergotherapie ist Hilfe zur Selbstständigkeit im täglichen Leben und Beruf" (Zitat Deutscher Verband der Ergotherapeuten)
Der Behandlungsform "Ergotherapie" liegt das Konzept zugrunde, dass Kranke über alltags- bzw. handlungsorientierte Aktivitäten ihre für ein sinnvolles Leben erforderlichen Kompetenzen entwickeln, erhalten, wiedererlangen oder erweitern können.
Die Ergotherapie wird in allen psychiatrischen und neurologischen Stationen des SKH Großschweidnitz als fester Bestandteil des therapeutischen Angebots verstanden. Diese Therapieform erfolgt dezentral auf jeder Station mit unterschiedlichen Inhalten und Behandlungszielen.
Für die Durchführung der Therapie muss die Verordnung des behandelnden Arztes vorliegen. Voraussetzung für eine gezielte Behandlung ist ein gut fundierter Informationshintergrund, der in gemeinsamen Teambesprechungen (d. h. mit dem zuständigen Oberarzt, Stationsarzt, Psychologen, Sozialarbeiter, Stationsschwester und Ergotherapeut) geschaffen wird.
Die grundsätzlichen Ziele der Ergotherapie in der Psychiatrie sind
- die Entwicklung, Verbesserung und der Erhalt von psychischen Grundleistungen und
- die Selbstständigkeit in der Tagesstrukturierung, die verschiedenen Wahrnehmungen, Hirnleistungen, psychische Stabilität, Selbstvertrauen, sozio-emotionale Kompetenz, Eigenständigkeit in der Lebensführung und im Beruf.
Ergotherapie in der Psychiatrie behandelt Patienten aller Altersstufen von Kindern und Jugendlichen bis Gerontopsychiatrie, forensische Patienten bis Patienten mit geistiger Behinderung und deren vielfältigsten psychiatrischen, neurotischen und psychosomatischen Störungen sowie Patienten mit Suchterkrankungen. In der Regel erfolgt hier die Therapie in gezielter Einzelarbeit in der Werk- oder Trainingsgruppe oder Gruppen- und Projektarbeit. Die Gruppengröße beträgt im Durchschnitt 5 bis 12 Patienten.
In der Neurologie werden vor allem Patienten mit Erkrankungen des zentralen Nervensystems, z. B. Schlaganfall, Schädel-Hirn-Verletzungen, Querschnittslähmungen oder Multiple Sklerose, behandelt. Zielsetzung der ergotherapeutischen Behandlung bei neurologisch Erkrankten ist das Wiedererlangen und/oder die Erhaltung der Handlungsfähigkeit und damit größtmöglicher Selbstständigkeit und Unabhängigkeit im häuslichen und beruflichen Alltag. In der Komplexität der neurologischen Erkrankungen muss eine gezielte, d. h. motorisch-funktionelle Behandlung in der Einzeltherapie vorgenommen werden. Wir ergänzen meistens diese Einzelarbeit mit gruppentherapeutischen Maßnahmen in einer Gruppengröße von 3 bis 5 Patienten.
Wir geben in der Psychiatrie und Neurologie folgenden 3 ergotherapeutischen Methoden den Vorrang:
- Kompetenzzentrierte Methode, d. h. ausgewählte handwerkliche Techniken oder Übungen aus dem sozialpraktischen Bereich, den Arbeits- und Freizeitkompetenzen (wie z. B. Haushaltsführung, Körperpflege, Umgang mit Ämtern usw. und Freizeitbeschäftigung) werden eingesetzt, um verloren gegangene oder nicht vorhandene Fähigkeiten zu erwerben und Fertigkeiten zu trainieren.
- Ausdruckszentrierte Methode - ein Therapiemittel, bei dem der Patient über kreativ zu gestaltende Angebote, wie z. B. eine Collage oder eine Tonarbeit, zur Auseinandersetzung mit seinen Gefühlen, Wünschen und Neigungen angeregt wird. Sie fungiert als Ausdrucks-, Kommunikations- und Selbstdarstellungsmittel.
- Interaktionelle Methode - hier stehen die Auseinandersetzung und das Miteinander in der Gruppe, d. h. der gruppendynamische Prozess, im Mittelpunkt. Wir nutzen hierfür das gesamte Spektrum der vorhandenen Therapiemittel.
In der Neurologie stützen wir uns außerdem noch auf methodenorientierte Behandlungsverfahren, wie z. B. Bobath-Konzept, funktionelle Bewegungslehren oder Hirnleistungstraining.
Die Therapiemittel in unseren dezentralen Behandlungsräumen sind vielschichtig und erlauben ein breites und differenziertes Angebot. Alle gestalterischen, bildnerischen, handwerklichen Techniken mit Textilien, Holz, Ton, Glas, Kupferblech, Speckstein, Pappmachee, Peddigrohr, Floristenmaterial, Wolle und diversen Farben kommen in unserer Therapie zum Einsatz. Lebenspraktische Übungen mit Schwerpunkt der Alltagsverrichtungen, wie Koch- und Backtraining in Einzel- und Gruppentherapie, werden trainiert.
Mittels computergestützter Softwareprogramme führen wir Hirnleistungstraining und Behandlung bei neurologischen Störungen durch. Angebote zur Interessenbildung und Freizeitgestaltung stellen einen wichtigen Bestandteil in der Ergotherapie unseres Hauses dar.
Außerdem bieten wir auch ambulante Ergotherapie für Patienten unserer Psychiatrischen Institutsambulanz an.